Terra Mortis: Interview mit René Dawn-Claude

„Stadien des Verfalls“ – die erste Folge von Terra Mortis – ist so gut wie fertig, der erste Trailer und Hörproben folgen demnächst. Ich nahm dies zum Anlass, ein kurzes Interview mit René Dawn-Claude zu führen, dem Hauptdarsteller der Serie.


Dane, ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass ich nur Charaktere für dich spreche, die mit J anfangen?

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Viele von euch kennen René als Sprecher des Jeremy aus „Das dunkle Meer der Sterne“. Doch schon einige Zeit, bevor ich ihn bei den Aufnahmen zu der Serie persönlich kennenlernte, hatte er ohne es zu wissen einem meiner Charaktere seine Stimme geliehen: nämlich Jericho Grey, einem der beiden Protagonisten aus „ADF-Rookies“, dem Spinoff der Serie „Anti Demon Force“, die ich für meinen alten Kumpel Horst Kurth von der Hörfabrik geschrieben hatte.

Alle guten Dinge sind drei und ein weiteres Mal erweckt René eine meiner Figuren zum Leben. Und wieder beginnt ihr Name mit J.

In „Stadien des Verfalls“ begegnen wir Jan Hendris.

Jan ist achtzehn – und wurde ein knappes Jahr nach dem Untergang der Welt geboren. Er lebt zusammen mit seinen Eltern und einigen wenigen anderen Überlebenden des Aufstands der Toten in einem isolierten Dörfchen mitten im Nirgendwo des Harz.

Jans Vater ist der Lehrer des Dorfes und hat in seinem Sohn die Neugier auf die „Welt von damals“ geweckt; einer Welt die Jan niemals kennen gelernt hat. Dennoch ist Jan nach einigen Zweifeln bereit, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und dessen Wissen über unsere Zeit an die nächste Generation weiterzugeben.

Er ist jemand, der die Dinge hinterfragt, jemand, der ständig zum Horizont blickt – und dabei manchmal die Gegenwart vergisst. Er fühlt eine Ruhelosigkeit in sich, ist erfüllt vom Wunsch die Welt jenseits des Dorfes zu sehen. Er ahnt nicht, dass sein Wunsch auf schreckliche Art und Weise erfüllen wird.

René war von Anfang an die Traumbesetzung für den Part. Tatsächlich hatte ich beim Schreiben von Jans Part die ganze Zeit seine Stimme im Ohr. Er verleiht der Figur Menschlichkeit, Zerbrechlichkeit und auch Stärke – es gibt viele Szenen in den ersten drei Folgen die mir auch nach dutzendfachem Hören noch Tränen in die Augen treiben.

Schon bei „Das dunkle Meer der Sterne“ habe ich René als unermüdlichen Perfektionisten kennen gelernt. Jemand, der auch noch den tausendsten Take einspricht, bis alle zufrieden sind. Es ist klar, warum er in nur wenigen Jahren zu einem gefragten Sprecher geworden ist.

Aber das beste wird sein, wenn ich ihn selbst zu Wort kommen lasse.

Hi René. Kurz und knapp – erzähl uns von Dir!

Hi, ich bin der René und komme aus dem schönen Bochum. Seit ein paar Monaten lebe ich nun in der prächtigen Stadt Hamburg und absolviere derzeit mein Schauspielstudium.

Du bist trotz Deines zarten Alters schon seit einigen Jahren als Synchronsprecher aktiv. Wie bist Du dazu gekommen, aus Deiner Stimme Deinen Beruf zu machen?

Es fing alles mit der Entdeckung meines Hangs zum Schauspiel in meiner Oberstufenzeit an. Ich gehörte damals noch eher zur ruhigen und unscheinbaren Fraktion. Wir sollten in unserem Englisch-Leistungskurs eine kleine Szene aus MacBeth nachspielen, ich mimte dabei die Rolle einer Wache. Mir machte das Ganze Spaß und mein Englisch-Lehrer meinte: “René, das scheint dir echt zu liegen, mach doch noch mehr so was!“

So entschied ich mich dann beim Abi-Revue eifrig mitzuhelfen, als es galt, einen humorvollen Lehrer-Sketch aufzuführen. Parallel widmete ich mich der Aufgabe, Videoaufnahmen des Gymnasium-Alltags lustig zu vertonen. Beides kam unglaublich gut an und das erste Mal von mehreren hundert Leuten Applaus zu bekommen war für mich ein unbeschreiblich schönes Gefühl.
Von da an war mir eigentlich klar: “Ich möchte Sprecher und Schauspieler werden!“

Ich habe dann einige Zeit beim Jugendtheater mitgespielt und mich parallel als Sprecher beworben. Über die Jahre bin ich dann durch meine beruflichen Erfolge in die professionelle Sprecher-Riege gerutscht. Mir persönlich macht das Spielen hinterm Mikrofon nach wie vor den meisten Spaß und es ist definitiv meine größte Leidenschaft.

Was war bis jetzt Dein größter Erfolg in dem Job?

Ich denke generell einfach die Tatsache, dass ich dieser wunderschönen Tätigkeit inzwischen hauptberuflich nachgehen kann. Klar erinnere ich mich da speziell auch an tolle Momente, wie z.B. das erste Mal meine Stimme im Fernsehen bei einer Zeichentrickserie oder einem Werbespot zu hören – oder natürlich auch die Ehre, als jahrelanger Gamer in großen Videospielproduktionen mitwirken zu können.

Desweiteren bin ich der Stadt Hamburg und ihren Leuten sehr dankbar, dass sie mich bis jetzt so willkommen geheißen haben. So durfte ich hier bereits schöne Synchronrollen sprechen und mit tollen Leuten zusammenarbeiten.
Nicht zu vergessen, dass sich im Bereich Hörspiel nun auch schon so manches tut.

Ich ruhe mich aber nie lange auf meinen Lorbeeren aus und versuche immer besser zu werden und neue Herausforderungen zu meistern.
Jedes Mal bin für ein neues Engagement sehr dankbar – denn das Sprechen ist meiner Ansicht nach ein Geschenk.

Wie bist zum Medium Hörspiel gekommen?

Ich gehöre auch noch zur guten alten Kassettenkind-Generation und verdanke Serien wie Benjamin Blümchen oder Bibi Blocksberg wunderbare Kindheitserinnerungen. Irgendwann kam ich als Dreikäsehoch leider auf die unrühmliche Idee ein paar meiner Kassetten mit meinem eigenen Gefasel zu überspielen – treue Hörspielfans mögen mir diesen Fauxpas verzeihen.

Du bist den meisten Lesern dieses Blogs als Prinz Jeremy in „Das dunkle Meer der Sterne“ bekannt. Jetzt hast Du mit dem Part des Jan Hendris in „Terra Mortis“ Deine erste Hauptrolle. Wie bereitest Du Dich darauf vor, den Charakteren Leben einzuhauchen? Wieviel kommt von Dir, wieviel von der Regie?

In der Regel hat man als Sprecher nie ausgiebig Zeit eine Rolle einzustudieren oder die Möglichkeit sich darauf vorzubereiten. Manchmal erhält man vorab ein paar Informationen, aber für gewöhnlich bekommt man die Texte erst bei der Aufnahme zu Gesicht und erhält weitere Details.

Bei Terra Mortis konnte ich schon im Vorfeld erfahren, was mich erwartet. Ich hatte die Gelegenheit Einblicke in die Story zu bekommen und war von der Idee schlichtweg begeistert ! Ich mag Zombieszenarien – wie bei Filmen von  George A. Romero beispielsweise – sehr gerne, in denen sich die Charaktere entwickeln und bei ihrem Überlebenskampf oftmals Bekanntschaft mit seelischen Abgründen machen.

Ich denke jeder Regisseur arbeitet ein wenig anders. Manche haben eine konkrete Vorstellung, wie eine Rolle angelegt werden soll, andere wiederum lassen den Sprechern freien Lauf und viel Platz zur eigenen Interpretation. Ich persönlich bevorzuge einen guten Mix aus beiden Varianten, sprich: Ich biete zunächst etwas von mir selbst an, halte mich dann aber letzten Endes bedingungslos an die Wünsche und Anforderungen der Regie.

Was können wir in nächster Zukunft von dir hören?

Ich hoffe doch auch weiterhin so manches! (lacht) Momentan stecke ich mitten im Studium und parallel dazu laufen derzeit ein paar Castings zu Zeichentrickserien oder ich widme mich diversen Synchronaufnahmen. In Sachen Hörspiele bin ich mit einigen Machern im Gespräch bzw. bin auch schon für anstehende Projekte eingeplant. Aber wie so üblich, darf darüber im Vorfeld nicht breit und offen gesprochen werden.

Vielen Dank für das Interview!

(Wer von euch mehr über René wissen möchte, dem sei ein Besuch auf seiner Homepage empfohlen!)