Das Bestiarium von Danmor: Hornschrate

Illustration von Elif Siebenpfeiffer. Nicht im Bild: der Aasgestank der Hornschrate.

Nicht mehr lange, und Klingenherz erscheint, der erste Roman aus der Reihe Die Ritter von Danmor. Nachdem ich euch kürzlich die Landkarte des Königreichs Danmor präsentiert habe, ist es nun Zeit, euch mit ein paar der nachtaktiven Bewohner des Landes bekannt zu machen – düster illustriert von Elif Siebenpfeiffer, die auch das Cover für das Buch beigesteuert hat.

Nachtlinge lautet der Name der Danmorier für alle Ausgeburten der düsteren Magie der Nebelwelt – einer chaotischen Sphäre, die parallel zur “wahren” Welt existiert. Auch wenn es sich bei ihnen um verschiedene Spezies handelt, haben sie alle eines gemeinsam: Sie meiden das Sonnenlicht – und hegen einen tief verwurzelten Hass auf Menschen.

“Sei schön brav und gib gut acht,
Sonst kommt der Hornschrat in der Nacht!”

Jedes Kind in den Danmor kennt diesen Reim – und fürchtet sich zu recht vor ihm.

Wie alle Nachtlinge werden Hornschrate erst mit der Dämmerung aktiv. Nach Ende der Nachtkriege vor 200 Jahren trifft man sie nur noch in den großen Wäldern des Reiches, wie dem Endlosen Wald im Süden und dem Königswald im Norden (siehe Karte). Hier schlafen sie tagsüber in Höhlen oder graben sich in Erde ein, um sich vor dem verhassten Sonnenlicht zu schützen.

Bei Nacht machen sie mit ihren scharfen Krallen und Zähnen Jagd auf Großwild, doch ihre bevorzugte Nahrung scheint Menschenfleisch zu sein. Geschichten über Bauernkinder, die von Hornschraten geraubt und gefressen werden, gibt es zuhauf.

Nur selten sichtet man mehr als einen Hornschrat auf der Jagd. Ihre heimtückische Art ist sprichwörtlich, sie schleichen sich bevorzugt aus den Schatten an ihre Beute heran. Dass sie (wie alle Nachtlinge) hervorragend im Dunkeln sehen können, gibt ihnen dabei einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Ihre Geweihe mögen verkrüppelt und unschön wirken, dennoch sind sie eine begehrte Trophäe von Jägern. Auch finden sie in zermahlener Form Verwendung in vielen alchimistischen Mixturen.

Hornschrate besitzen eine eigene Sprache, die wie ein unheimliches Raunen klingt. Sie sind intelligent, haben jedoch keine eigene Kultur hervorgebracht (anders als das Volk der Veldren, beispielsweise). Während der Nachtkriege wurden sie als Fußsoldaten der Veldren eingesetzt. Sie waren entsetzliche Kämpfer, die trotz mehrfacher Wunden noch furchtlos gegen die Streiter des Königreiches angetreten sind.

Ihr groteskes, fast menschliches Äußeres lässt vermuten, dass es sich bei ihnen um Menschen handelt, die durch den Einfluss von Magie verwandelt wurden. Die Tatsache, dass man zwar männliche und weibliche Hornschrate kennt, aber keine Kinder ihrer Art, gibt Gelehrten seit jeher Rätsel auf. Man vermutet, dass sie unfruchtbar sind und dass alle Hornschrate, die es noch in Danmor gibt, hunderte oder sogar tausende von Jahren alt sind. Wie viele von ihnen noch existieren, ist ungewiss – “zu viele”, lautet die Antwort der meisten Danmorier.

Sicher ist: Bevor der Letzte von ihnen nicht erlegt wurde, wird auch der warnende Kinderreim nicht aussterben.